Belem – Manaus – Lethem (Guyana) – Manaus – Rio de Janeiro – Manaus 28.7. –27.8. 2016
7 Tage dauert die Reise mit einer Balsa auf dem Amazonas bis die 1558 km von Belem nach Manaus flussaufwärts mit einem Stundenschnitt von 10 km/h zurückgelegt sind.
Die Balsa wird von einem Schlepper gestossen und ist gängiges Transportmittel für alles Mögliche, sie bietet z.B. Platz für ca 40 Lastwagen.
Eingeklemmt zwischen Lastwagen und -Auflegern (Pfeil) versuchen wir uns so gemütlich wie möglich einzurichten, mit Casibo das gegen die Abends einfallenden Mücken schützen soll!
Auf der Balsa reisen auch einige Passagiere mit ihren Trucks:
Solange und José Sergio, Robson und Fernando
5 Crewmitglieder: Kapitän, 2 Steuermänner und 2 Maschinisten sorgen dafür, dass die Balsa ununterbrochen und störungsfrei während den 7 Tagen läuft.
des Nachts ist jeweils ein Crewmitglied mit dem Beiboot unterwegs und sichert die Balsa vor möglichen Überfällen
Manoel der Koch sorgt für unser aller leibliches Wohl, nebst dem Frühstück Cafe de manaha (süsser Kaffee und Bisquits) gibt es 2x täglich Reis, Bohnen, Farofoa (geröstetes Maniokmehl) und Fleisch - Rind, Huhn oder beides, manchmal auch noch Spaghetti und wenn schwimmende Händler dies anbieten auch mal Gemüse und Fisch. Den Abwasch besorgt jeder selber – mit gefiltertem Amazonaswasser?
Manoel findet, dass David noch wachsen und stark werden muss und schiebt ihm desshalb immer mal wieder Leckerbissen zu, sei es Acai: gefrorenes Beerenpuree mit Kondensmilch, ein Stück Kuchen etc. auch lässt er ihn den Geschmack des Getränks auswählen.
Doch was tun wir den ganzen Tag – wenn der Ausgang sich auf wenig freie Fläche beschränkt?
Den Camper erreichen wir unter einem Lastwagenaufleger hindurch in gebückter Haltung.
Der Schlepper mit den Infrastrukturen ist gut vertäut mit der Balsa, kann aber nur kletternd erreicht werden.
Es gibt Fische
Nebst ganz Alltäglichem wie waschen nach Grosmutterart mit Wasser aus dem Amazonas
bleibt viel Zeit zum lesen, portugiesisch lernen, spielen und chillen…. wenn auch mit einem “Chillfaktor” von bis zu 40° der sich zwischen den Lastwagen noch potenziert, dann ist man dankbar für jeden Schattenplatz und jedes noch so geringe Lüftchen..
Portugiesisch üben geht über eine App oder mit den Mitreisenden
Solange erzählt von ihrer Familie und den Reisen durch ganz Brasilien im Truck und zeigt stolz ihre Kücheneinrichtung, wo siejeweils die Bordmalzeiten aufbessert…
Abends sitzen wir oft ganz vorne an der Balsa und warten auf den Sonnenuntergang
Abkühlung mit Wasser aus dem Amazonas
obwohl diese Schwimmbäder an Bord sind
Mein gemütlicher Platz um einfach die Landschaft vorbeiziehen zu lassen und den Geräuschen zu lauschen.
Vor allem ist am frühen morgen einiges los wenn Papageien aus den Bäumen ausfliegen.
in den Hängemattenzu schlafen ist ein Versuch der nächtlichen Hitze im Camper zu entfliehen und den Mücken ein Schnippchen zu schlagen!
Nach 7 langen Tagen kommt endlich Manaus in Sicht, wir können mit dem Fahrzeug von Bord, müssen jedoch die Nacht im Hafengelände auf dem Parkplatz verbringen, bevor wir den Weg zu unsern Freunden unter die Räder nehmen können.
Von Teresa und Amilton werden wir sehr herzlich empfangen.
In Manaus besuchen wir das Theater
den Mercado
da enteckt David so allerlei…
abends unterwegs an der Ponte Preta der Flaniermeile von Manaus
Tacaca mit Tucupi und Crevetten - eine gewöhnungsbedürftige Spezialität
und weil im Amazonasstadion olympische Vorrundenspiele ausgetragen werden, müssen die Jungs unbedingt dahin und kommen dabei in den Genuss von 2 Spielen an einem Abend: Schweden – Nigeria und Kolumbien – Japan
Der Äquator liegt nur wenig nördlich von Manaus an der Strasse nach Venezuela und/oder British Guyana, also unternehmen wir mit David einen etwas längeren Ausflug dorthin und dann reizt uns der Abstecher über die Grenze nach Guyana auch noch.
David freut sich mit dem Zollbeamten englisch sprechen zu können
und wir müssen uns an den Linksverkehr gewöhnen, doch in Lethem gibt es nur Naturstrassen voller Löcher und so sucht sich jeder Automobilist seine Idealline….
Auf der Brasilienkarte wird gross und rot auf die Moco- Mocofälle hingewiesen, sodass wir uns eine besondere Sehenswürdigkeit vorstellen.
Der Weg dahin ist schon mal ziemlich abenteuerlich und wir geraten nie in Versuchung die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 30 MPH zu überschreiten.
Es ist eine abgeschiedene Gegend und wir sind froh, jemanden nach dem Weg fragen zu können und gelangen endlich zu einem dahirottenden Kraftwerk wo wie aus dem Nirgendwo ein Führer wartet und uns eine Tour für eine 2- 3 stündigeTour über 999 Treppenstufen zu einem Aussichtspunkt verkaufen will.
Führung ist ein Muss, weil das Gebiet unter Naturschutz steht. Der Himmel ist jedoch dermassen wolkenverhangen und offensichtlich ist Regen im Anzug, dass wir uns nur zu den Wasserfällen führen lassen wollen.
Doch erst werden wir über das Kraftwerk informiert: dies wurde von Chinesen erbaut und 1999 fertig erstellt, funktionierte während 3 Jahren, dann zerstörte ein Erdrutsch die Zuleitungen, Stefan äussert die Hoffnung, dass es eines Tage wieder zum laufen gebracht werden möge – doch irgendwie fehle das Geld dazu.
Nun endlich zu den Moco – Mocofällen: zuerst muss der Fluss an einem Stahlseil durcquert werden, dann geht`s über glitschige Steinplatten und schon sind wir da
Wenigstens ein grosses Bild, denn etwas grösser hätte ich mir die Fälle doch vorgestellt! Dennoch Spass im Wasser haben wir trotzdem.
Wir bleiben nur 2 Tage in Guyana, dann wird es Zeit nach Manaus zurück zu kehren und vorauf wir insgeheim gehofft haben tritt tatsächlich ein, wir erhalten die Aufenthaltsbewilligung für weitere 3 Monate und sind damit alle diesbezüglichen Sorgen los!!!
Weil wir auch auf der Rückreise durch indigenes Gebiet, wo nur tagsüber und ohne anzuhalten gefahren werden darf bloss die Hinweisschilder auf mögliche Wildtiere sehen, beschliessen wir kurzerhand in Manaus den Zoo für Dschungeltiere zu besuchen.
Für David heisst es nun Abschied nehmen von Manaus und tut dies auf brasilianische Art!
Wir begleiten ihn nach Rio von wo er Ende der Woche nach Schottland zurückfliegen wird. Natürlich benutzen wir die Gelegenheit noch etwas von den olympischen Spielen zu sehen.
Schon vor Wochen haben wir Tickets für den Fussball Halbfinal im “Maracana” besorgt und dass Fredi und David jetzt Brasilien – Kolumbien zu sehen bekommen, freut die beiden natürlich! Allerdings muss das Vergnügen erst verdient werden – die Metro ist so gestopft voll und wir sind eingepfercht wie in einer Sardinenbüchse, was David überhaupt nicht behagt!
Doch dann kann das Vergnügen beginnen und die Brasil Suporter freuen sich über das 6:0
in unmittelbarer Nähe des Stadions
Im Haus of Switzerlad lassen wir uns ein Raclette schmecken, treffen einen Schweizer: Mario aus Zürich und vergessen weitere Fotos zu schiessen…
Am nächsten Tag verfolgen wir gemeinsam Leichtathlethik im Engenahostadion und
sitzen in den halbvollen Rängen, bei Vorläufen: Sprint, Hürden, Staffel und Hochsprung, sind brasilianische Athleten im Einsatz, bricht jeweils ohrenbetäubender Lärm aus.
Die 10Kämpfer sammeln Punkte im Diskuswerfen und Stabhochsprung und da gelingt es den Athleten in der Endphase auch die Brasilianer zu motivieren alle Athleten anzufeuern.
Wir sind auch noch ausserhalb von Olympia unterwegs und wollen eine Fahrt mit der Bonde nach Santa Teresa unternehmen,
müssen jedoch feststellen, dass die Bahn nur noch touristisch bis Lapa unterwegs ist und nicht mehr durch Favelagebiet bis Santa Teresa fährt.
David hat herausgefunden, dass der Frauen Hockeyfinal am nächsten Tag zwischen England und Holland stattfinden wird. Wir können uns Tickets besorgen, erhalten gar Altersrabatt, unterschätzen dann allerdings die Wegstrecke und erreichen den Wettkampfort erst in der Halbzeit beim Stand von 3:2 für Holland.
David mischt sich unter die englischen Fans, England gleicht aus und gewinnt in einer Art Penaltyschiessen 2:0 – der Jubel natürlch riesengross.
Am Samstag ist Davids letzter Tag, wir sind nochmals unterwegs an der Copacabana und feuern die Triatletinnen an der Rad- und Laufstrecke an, speziell die Schweizerinnen, Engländerinnen und Brasilianerinnen.
Die umstehenden Brasilianer wollen wissen woher wir kommen und helfen gleich mit die entsprechenden Läuferinnen zu lokalisieren und jemand der den Lauf am Handy mitverfolgt, übermittelt postwendend das Resultat und alle Umstehenden freuen sich über die Silbermedaille von Nicola Spirig.
David besorgt sich als Souvenir noch Sand von der Copacabana.
Nach einer letzten brasilianischen Malzeit, entschwindet David mit einem Begleiter von British Airways und fliegt allein nach Hause zurück - es hat Spass gemacht mit ihm unterwegs zu sein und wir werden ihn vermissen.
Manaus am Rio Negro mit dem einfliessenden Rio Solimoes
Wir fliegen zurück nach Manaus, wo wir noch die Ankunft von Stella und Chris aus der Schweiz abwarten und unsere Weiterreise auf einer weiteren Balsa nach Porto Velho organisieren wollen. Doch so einfach wie wir es uns vorgestellt haben wird es auch diesmal nicht. Das uns von Solange und José empfohlene Unternehmen transportiert seit kurzem nur noch Fahrzeuge und keine Passagiere mehr. Es gäbe auch eine Strasse und diese wird ganz unterschiedlich beschrieben, einmal als sehr gut, oder als sehr schlecht und gefährlich wobei die einen Wildtiere hevorheben, die anderen Diebesbanden. Mit Hilfe von Amilton finden wir eine weitere Gesellschaft, welche Fahrten für Personenwagen auf einer überdeckten Balsa anbietet – nur leider passen wir mit unserem Fahrzeug nicht darunter und müssen jetzt auf das Schwesterschiff warten das angeblich auch für “höhere” Fahrzeuge geeignet sein soll.
Wir sind gespannt wie es weiter geht und grüssen inzwischen ganz herzlich!
Jeannette und Fredi
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