Die Strassen sind gut, wir kommen zügig voran und verzichten darauf in Angelmo Plätze für die 3 Fähren unterwegs reservieren zu lassen, riskieren damit allerdings ev. vor Ort auf Wartelisten gesetzt zu werden .
In La Arena sehen wir eine Fähre auslaufen, doch schon 45 Minuten später geht die Nächste nach Puelche.
In Hornopiren treffen wir auf die 5 von der “einsamen” Platz am Strand und erfahren von ihnen, dass jeweils um 11h und 23h eine Fähre auslaufe. Während sie noch überlegen, welche sie nehmen wollen, entscheiden wir uns sofort für die Nachtfähre. Von Warteliste ist keine Rede, es sind gerade mal 6 Motorfahrzeuge und 8 Fahrräder auf der Fähre, obendrein werden wir direkt in Rampa anlegen und Leptepu überspringen, weil dort die Rampe zur Zeit optimiert werden müsse!
Wir erreichen Rampa um 5:30, wir konnten schlafen, es regnet und wir fahren durch den Park Pumalin, halten Frühstückspause auf einem Rastplatz und weil es gerade nicht regnet, wage ich mich auf den Wanderweg zum Lago Negro. Die Aussicht am See ist nicht berauschend, dafür wirkt der Weg dahin märchenhaft.
Am 2.Mai 2008 brach völlig unerwartet der Vulcan Chaiten aus (er galt nach seinem letzten Ausbruch vor 9000 Jahren als erloschen) Chaiten wurde binnen eines Tages von einer 20cm dicken Ascheschicht überzogen. Vom Vulkan der immer noch kräftig weiter rauche ist nichts zu sehen, der Ort wirkt heute im Regen wahrscheinlich noch gespenstischer als sonst und es erstaunt, dass neben den Ruinen neue Häuser entstanden sind.
Die weiterführende Strasse ist teilweise asphaltiert. Ab und zu blitzen Berge mit Schnee aus den Wolken, der Nieselregen hat auch Vorteile es stiebt weniger. An einer der vielen Baustellen nutzen wir die Wartezeit von über 1 Stunde zum vorkochen – Sauerkraut scheint ideal bei diesem Wetter.
Auf dem Parkplatz beim Weg zum verwunschenen Wald verbringen wir die Nacht, wir verzichten jedoch am nächsten Morgen auf eine Wanderung und fahren bei strömendem Regen weiter.
Über weite Strecken säumen nun Lupinen und Ginsterbüsche die Strassen, wir wünschen uns natürlich schöneres Wetter, doch wenn wir vollbepackte Radfahrer sehen, sind wir jeweils ganz zufrieden mit unserer Situation.
Coihaique
Cerro Castillo Massiv
Ab Villa Cerro de Castillo finden wir uns wieder auf Schotterstrassen mit vielen Baustellen, diese sind zwar lästig, doch die Qualität der Strasse ist darnach meistens etwas besser! Der Lago General Carrera ist mit seiner Fläche von 970 km2, der grösste See Chiles,
wir fahren an seinem Westufer entlang bis Cruce El Maiten, von hier könnte man weiter dem See entlang zur Grenzstation nach Chile Chico fahren. Eine weitere Möglichkeit wäre die Carretera Austral zu Ende zu fahren - bis Puerto Yungay wären dies weitere 200 km. Von dort geht es eigentlich nur noch mit Schiff weiter oder wieder zurück, natürlich alles auf Schotterstrassen – da fürchtet Fredi, dass es uns langsam aber sicher am Fahrzeug sämtliche Schrauben lockert….
Wir entscheiden uns für eine weitere Variante: entlang des Rio Chacabuco und über den Paso Roballo nach Argentinien zu wechseln. Das bringt uns auf einer minderklassiger Schotterstrasse in eine absolut einsame Gegend, wo 2 Mal ein Gürteltier und sonst praktisch nur Guanakos und Hasen unseren Weg kreuzen.
Die Zollstation macht einen dermassen verlassenen Eindruck, dass ich schon fürchte sie könnte geschlossen sein. Es ist jedoch einfach ein ruhiger und gemütlicher Ort wo noch kein Computer Einzug gehalten hat. 11 km weiter ein ähnliches Bild, vor der argentinischen Zollstation kratzen Hühner im Sand, drinnen schlägt ein älterer uniformierter Beamter ein dickes Buch auf um unsere Pass- und Fahrzeugdaten einzutragen und ist sichtlich erleichtert, wie er Unterstützung von einem jüngeren Kollegen erhält – dieser scheint sich auch wesentlich besser auszukennen, obwohl er in Trainerhose und Leibchen mit Teetasse in der Hand auf den 1. Blick nicht den Eindruck eines Zollbeamten erweckt. Auf dem Zollpapier werden die Anzahl der Kameras und Computer Laptops oder Tabletts notiert, alles andere scheint nicht zu interessieren und wir werden mit guten Wünschen entlassen!
Auf der argentinischen Seite bekommen wir nun jede Menge Schafe zu sehen, später wird die Gegend karger, ab und zu passieren wir eine Hacienda.
In Tres Lagos finden wir endlich eine geöffnete Tankstelle und können auf einem asphaltierten Teilstück der Ruta 40 bis Gobernador Gregores weiterfahren.
Darnach folgt ein berühmt/berüchtigtes Teilstück Schotterstrasse welches sich bei Regen in eine Rutschbahn mit tiefen Furchen verwandeln kann – wir haben Bilder gesehen auf denen Fahrzeuge nur mit Hilfe von Baufahrzeugen daraus befreit werden konnten… Doch wir haben Glück, die Strasse ist absolut trocken und gut befahrbar.
Schwieriger ist es auf dieser Strecke Übernachtungsplätze zu finden, neben der Strasse ist praktisch alles Land eingezäunt und gehört Schaffarmern. Schafe sehen wir zwar keine, dafür Guanacos, die sich jeweilen mit Leichtigkeit über die Hindernisse hinwegsetzen.
Beim Lago Gardiel gibt es eine Lücke und wir finden einen geschützten Platz. Am Morgen ist der Himmel nur wenig bewölkt, dies lässt uns auf gutes Wetter hoffen, denn das Ziel ist: El Chalten und das Fitz-Roy Massiv im Sonnenschein zu sehen!
El Chalten hat sich zu einem Touristenort mit vielen Hostals, Restaurants, Souveniergeschäften etc. entwickelt, da verwundert es schon etwas, dass bei keinem der beiden Bancomaten Geld bezogen werden kann – ein Problem mit “metallischen” Chip, steht handgeschrieben neben einem der Automaten. Im Nationalpark Büro decken uns vorsorglich mal mit Infomaterial ein und suchen einen Übernachtungsplatz etwas abseits der Touristenströme.
Camper PP in Dorfnähe das rollende Hotel
Morgen scheint bestimmt die Sonne!
Doch es kommt anders… erst regnet es nur, dann schneit es auch noch.
Dank Generator können wir die Batterie speisen, „Hausaufgaben“ erledigen und brauchen nicht zu frieren .
Am 2. Morgen drückt die Sonne durch die Wolken, doch die Freude ist von kurzer Dauer, denn schon bald ziehen wieder dicke Wolken auf, die Prognose ist auch nicht berauschend und so beschliessen wir weiter vorerst zum NP Los Glaciares zu ziehen.
Vor den gewaltigen Eismassen des Perito Moreno Gletschers zu stehen, ist ein Erlebnis!
Der Ausläufer des südlichen patagonischen Eisfeldes (13000 km2) ist mit einer Oberfläche von (257 km2) nicht der grösste Gletscher, jedoch einer der noch wächst. Mit einer Breite von 4 km und 60 m hoch „fliesst“ die Gletscherzunge pfeilförmig in den Lago Argentino und langsam an die Halbinsel Magellan heran; in der Mitte auf einem Felsbett bis zu 2 Metern täglich, an den Seiten lediglich 40 cm jedoch erreichen hier die Eismassen eine Tiefe von bis zu 180 Metern.
In den letzten Jahren wurde ein weitläufiges Meallstegesystem mit Aussichtsplattformen erbaut, sodass der Gletscher aus verschiedenen Seiten und Höhen betrachtet werden kann und sich die Touristenmassen angenehm verteilen. Alle hoffen ein Kalben (Abruch von Eismassen) beobachten zu können.
Ein „Grollen“ ist immer wieder aus dem Eis zu hören, doch nur selten bricht auch ein Stück ab und klatscht in den See. Gewaltige Abbrüche gibt es alle paar Jahre, diese werden durch den Druck von Wasser ausgelöst, wenn die Eismassen an Land stossen und den einen Arm des Lago Argentino stauen. Die letzte Ruptur war im Dezember 2013 und vor der Landzunge fliesst noch Wasser daher ist in nächster Zeit nicht mit einem Ereignis zu rechnen.
Wir verweilen noch etwas im Nationalpark Los Glaciares, am Lago Roca gibt es einen gemütlichen Zeltplatz ohne grosse Infrastruktur dafür mit wunderschönem Baumbestand und vielen Calafatebüschen
falls wir von den Beeren essen, werden wir wiederkommen….
In Calafate halten wir nochmals kurz an um das nötigste einzukaufen, doch viel mehr wie Wasser und Brot liegt nicht drin, vor uns liegt ein Stück Ruta 40 und dann wieder mal ein Grenzübertritt nach Chile und da darf weder Obst, Gemüse, Honig ungekochtes Fleisch, Eier etc. eingeführt werden. Am Zoll in Cerro Castillo muss ich dann den letzten Apfel, den ich eigentlich noch essen wollte abgeben und den Deklarationszettel nochmals ausfüllen – den Apfel hätte ich vor der Unterschrift essen müssen… dafür gab es sonst nichts zu beanstanden!
Wir jedoch könnten die Strassenqualität beanstanden: auf der argentinischen Seite waren Strassenschäden mit Hinweistafeln markiert, auf der chilenischen Seite dagegen sind sie nur noch nummeriert…
Da ist die Schotterstrasse in den Torres del Paine NP bald noch besser. Wir erwischen eine falsche Abzweigung, geraten in eine Kuhherde und staunen nicht schlecht über die Viehtriebmethode!
Auf dem „richtigen“ Weg im Park begegnen wir vielen Guanakos, die vor vorbeifahrenden Autos kaum Scheu zeigen, am Weg stehen bleiben oder noch schnell über die Strasse huschen.
Der wohl schönste Zeltplatz über der Laguna Azul darf für eine Nacht benutzt werden, Küchenbenutzung, warme Duschen und Waschtröge gegen Propina (Trinkgeld).
Herrlich, nach der Wanderung hinauf zum Aussichtspunkt über zu duschen, mit warmem Wasser Wäsche waschen und in Windeseile trocknen lassen.
Dann den Abend geniessen und auf eine Gutwetterphase hoffen.
Die Torres sehen wir nicht mehr ohne Wolken, dafür noch mehr Guanakos, Kondore und andere Vögel.
Beim Torres Hotel begegnen wir Silvia und Remo (San Pedro de Atacama) die von einer herrlichen Wanderung zum Basecamp erzählen. Doch statt zu den Torres hinauf begeben wir uns anderntags im Regen an den Lago Grey, zwischen Regengüssen kann man immerhin den Gletscher ausmachen.
Wenn dir das Wetter nicht gefällt, komm doch in einer viertel Stunde wieder - flüstert uns der Nikolaus zu….
Daraufhin verziehen wir uns ins Restaurant, auch weil es dort Internet gibt und beobachten hinter der Glasscheibe was die nächsten „viertel Stunden“ bringen.
Die Nacht wollen wir auf dem Parkplatz vor der Laguna Grey verbringen, doch zu später Stunde wird Fredi rausgeklopft: ein Kleinbusfahrer der auf seine Gäste wartet, hat einen Plattfuss an seinem Fahrzeug , aber keinen Wagenheber mit dabei. – Wir waren ja auch schon froh um Hilfe.
Am Morgen zeigt das Thermometer 5°,dies mitten im “Sommer”, den Rundgang um die Insel am Lago Grey machen wir dennoch und verlassen daraufhin den Park Richtung Puerto Natales und Punto Arenas.
Unterwegs besuchen wir die Höhlen von Milodon wo Spuren von prähistorischer Besiedelung (10‘000 BC) und ein bisher unbekanntes Tier, das „Milodon“ ein Riesenfaultier gefunden wurden.
In Punta Arenas haben wir eine Adresse von einem Hostal mit Parkmöglichkeit, doch da ist kein Platz und wir werden auf einen Parkplatz in der Nähe verwiesen. Es ist 1 Tag vor Weihnachten, da fällt mir unweigerlich die Geschichte vom fehlenden Platz in der Herberge ein und bin einfach froh, dass wir ein Haus mit dabeihaben und nicht weiter eine Herberge suchen müssen.
Die Weihnachtstage wollen wir soweit südlich wie möglich an der Magellanstrasse verbringen. Das Cruz de los Mares am Cabo Froward ist der südlichste Punkt des amerikanischen Kontinentes, dieser kann jedoch nur per Boot oder zu Fuss ab Fuerte Bulnes in 2- 3 Tagesmärschen auf schwierigen Pfaden und unter extremen Bedingungen erreicht werden. Wir erreichen jedoch nicht einmal Fuerte Bulnes, weil schon einige Kilometer vorher eine Tafel „Cerrado“ ankündet und wir vor einem offenen Graben stehen.
Entlang der Strasse hat überall Buchten und Lichtungen, viele davon sind besetzt mit Familien die Windschutz und Zelte aufstellen, kleinere und grosse Feuer brennen – Festtage sind auch Asadozeit!
Auch wir finden eine gemütliche Ecke am Ufer der Magellanstrasse!
Zurück in Punta Arenas schauen wir uns die Stadt von oben an, besuchen den Cemeterio, schlendern entlang der Hafenstrasse und machen uns dann auf den Weg Richtung Tierra del Fuego.
An der Bahia Azul überqueren wir die Magellanstrasse und stehen auf Feuerland, der Inselgruppe die nach der letzten Eiszeit vor ca. 10000 Jahren vom Festland abgetrennt wurde.
Landschaftlich ändert sich nichts, es sind weiterhin weite Wind verwehte Ebenen, ab und zu eine Estancia, Schafherden - patgonisches Gebiet eben.
Bald einmal folgt ein weiterer Grenzübertritt, diesmal auf beiden Seiten völlig problemlos und als angenehmen Nebeneffekt, können all unsere Schrauben aufatmen - die Strassen sind wieder asphaltiert!
Noch fehlen 288 km bis nach Ushuaia und weil wir bald darauf endlich wieder einmal den Atlantik sehen, nutzen wir die erste Gelegenheit und stellen uns an den Strand zwischen all die Sonntagsgäste. Im Laufe des Abends wird es nach ruhig und wir haben den aufsteigenden Vollmond ganz für uns!
Nach und nach ändert die Landschaft, es folgen bewaldetete, hügelige Abschnitte, wir sehen in der Ferne die Ausläufer der Südkordileren
und dann ist nach 962 Tagen und 103’200 Kilometern ein Ziel unserer Reise erreicht:
Ushuaia die südlichste Stadt der Welt
Euch allen wünschen wir vom „fin del mundo“ ein glückliches neues Jahr
Jeannette und Fredi