Itaipu – Tati Yupi NP – Curitiba – Morretes – Curitiba – Salto Morato NP – Costa Verde – Angra – Rio de Janeiro
3.4. - 28.4.2016
Wir sind im 3 Ländereck: Argentinien, Brasilien und Paraguay. Nach dem Besuch des Kraftwerkes Itaipu entscheiden wir uns für einen Abstecher über die Grenze nach Paraguay. Es ist Sonntag und die Zollabfertigung ist ziemlich chaotisch. Einige fahren durch, andere stehen an um Pässe abstempeln zu lassen wass relativ einfach ist. Doch niemand scheint zuständig zu sein für Wagenpapiere, ein Beamter winkt energisch und will, dass wir weiterfahren. So stehen wir in Paraguay und haben nach der Passkontrolle einige Mühe einen zuständigen Beamten zu finden, etwas missmutig lässt dieser sich bei der Zeitungslektüre stören um einen Kollegen zu holen, dem er beim handschriftlichen Ausfüllen des Papiers über die Schulter schaut…. Es ist nicht ganz klar ob die Aktion, bei allen anderen Grenzübergängen ein absolutes Muss, hier wirklich zwingend nötig war?? Was wir nicht wussten, gleich nach dem Grenzposten beginnt die Zollfreizone von Ciudad del Este und wir müssen aufpassen, keinen der Einweiser zu überfahren, die mit Körpereinsatz und Flyern versuchen Automobilisten in Parkfelder zu allen möglichen Geschäften zu locken.
Doch uns steht der Sinn nicht nach einkaufen, das Ziel ist der Tati Yupi Park am Rio Parana. Tati Yupi ist eines der Reservate für bedrohte Tierarten und Pflanzen, welche nach den Flutungen für das Kraftwerk erstellt werden mussten. Mit einer Bewilligung kann man sich im Park aufhalten und Infrastrukturen, wie Feuerstellen, Duschen, Strom etc. nutzen.
Mit etwas Glück könne man Gürteltiere, Papageien, Affen etc. sehen, wird auf der Traktortour durchs Gelände erklärt.
Affen erspähe ich allerdings erst, wie ich am nächsten Morgen allein unterwegs bin.
Schade, dass Baden hier verboten ist, bei Temperaturen von über 30 Grad wäre und eine Abkühlung mehr als willkommen! Dafür müssen wir wahrscheinlich Richtung Küste.
Beim Grenzübertritt zurück nach Brasilien, gibt es keine Probleme, dass die Wagenpapiere nicht abgestempelt wurden, spielt keine Rolle, erspart Schreibarbeiten…. und wir sind schon bald auf der R 277 unterwegs Richtung Curitiba.
Kilometerweit durch Agrargebiet
über unzählige “Achsenbrecher”
vorbei an Strassenpolizeiposten mit fahruntüchtigen oder konfiszierten Fahrzeugen
Zum Glück finden wir in Curitiba auf dem einzigen Camping einen Platz noch bevor, die letzmals in USA gesehenen riesigen Campingbusse, sich auch noch dazwischen quetschen.
Je weiter weg von den touristischen Zentren, wie Iguacu und Itaipu, müssen wir feststellen, dass kaum jemand ausser portugiesisch weder spanisch noch englisch spricht oder versteht, sodass wir mit unseren wenigen portugiesischen Brocken immer wie mehr anstehen. erlebe Auf mein: nao falo portuges, versuchen die Leute oft wortreich etwas zu erklären und sind wahrscheinlich erstaunt, dass ich trotzdem nichts verstehe. So sind wir echt froh, dass unsere Nachbarn Darlou und Sandra reiseerfahren sind und nebst etwas englisch auch spanisch sprechen. Darlou begleitet uns auch zur Busstation, somit kommen wir problemlos ins Zentrum von Curitiba der Hauptstadt des Bundesstaates Parana. Curitiba oder Cure Tuba in der Tupi-Sprache bezieht sich auf die in der Region zahlreich vorkommenden Araukarien.
Wir bummeln durch die Stadt und lassen uns mit dem Citybus in die Umgebung fahren
vorbei an aufwändig gesicherten Bauten und solchen die schon bessere Zeiten gesehen haben.
Museum Niemeyer
Kurz vor einem Platzregen finden wir den Bahnhof und erstehen für den nächsten Tag Billette für eine Fahrt mit der historischen Bahn nach Morretes. Die Strecke durch die Serra Verde von Curitiba - Morretes – Paranagua wurde zwischen 1880 – 1885 erbaut und war für diamalige Zeit eine erstaunliche Leistung. Auf den 110 km werden 900 Höhenmeter überwunden 14 Tunnels durchquert und 41 Brücken überwunden.
Morgens um 7h werden wir abgeholt, am Bahnhof bleibt noch genügend Zeit für einen Kaffee und dann kanns losgehen durch die immer grüner und satter werdende Landschaft.
Durch den Nebel entsteht eine geradezu mystische Atmosphäre und die Ausblicke in die Schluchten werden dadurch etwas weniger spektakulär, eine der Brücken soll 130 m hoch sein.
Allmählich kommen wir in bewohnterere Gegenden, die Temperatur ist jetzt merklich wärmer
Morretes errreichen wir gegen Mittag, es gibt “Barreado” ein traditionelles Fleischeintopfgericht in Begleitung mit Reis, einem Mehl und Bananen.
Nach dem Mittagessen und einem kurzen Spaziergang durch Morretes geht es per Minibus weiter über die Estrada da Graziosa nach Antonina einer Kleinstadt am Meeresarm zu Paranagua.
Die Rückfahrt im maximal gekühlten Minibus ist unspektakulär, dass wir kurz vor dem abendlichen Regenguss vor der Campertür abgesetzt werden ist dagegen sehr angenehm!
Dan und Sandra haben uns als Gruss Pao dulce (süsse Brötchen) hinterlassen, damit wir bei der Rückkehr spät Abends noch etwas zu essen hätten!
Unser nächstes Ziel ist der nur ca. 100 km entfernte Regionalpark Rio Morato. Abseits der Hauptstrasse werden Landschaft und Strassen (65 km Schotter) interessant. Palmen und Bananenplantagen haben die Maisfelder abgelöst, Wasserbüffel geniessen ein Bad.
Die Gegend mag einsam erscheinen, doch immer wieder tauchen Siedlungen und einzelne Häuser auf, es gibt eine Busverbindung, Schulhäuser und bei jeder Ansiedlung mindestens eine Kirche.
Im Naturschutzreservat Salto Morato hat es nebst einem erstaunlich gut eingerichten Zeltplatz, überdachte Grillstellen und gut unterhaltene Wanderwege durch den Dschungel.
Der eine führt zu einem Wasserfall, ein weiterer zu einem uralten Feigenbaum der vermutlich aus Stabilitätsgründen mit einer Wurzel am gegenüberliegenden Ufer abstützt.
Der Urwald ist herrlich, leider gibt es auch Mücken und uns zieht es weiter an die Küste.
Unterwegs will ich an einem Stand Bananen kaufen und erhalte dank den bescheidenen portugiesisch Kentnissen statt, 10 Stück einen ganzen Strunk für 10 Realis (ca. Fr. 2.75). Ja mit der Sprache ist es echt schwierig, vor allem die Ausprache ist (noch) unverständlich und beruht meistens auf Gegenseitigkeit… eine neue Erfahrung auf der bisherigen Reise.
Auf der Suche nach einem so ungefär erklärten “schönen Platz” an der Costa Verde geraten wir erst in eine total verstopfte Sackgasse, etwas weiter am Strand reihen sich eine Imbissbude an die nächste, diese versuchen zudem sich soundmässig zu übertreffen. Es ist eben auch Sonntag und daher ziemlich viel Betrieb. Wir parkieren auf einem Grasstück, laufen dem Strand entlang und übernachten schlussendlich am Ort, weil es am Abend doch ruhig wird.
Am nächsten Tag steuern wir in Beira Mar einen Zeltplatz an und geniessen von dort aus einen langen Strandlauf zur nächsten Bucht, diese war jedoch weiter entfernt als gedacht und da man ja wieder zurück muss, hat es uns trotz Sonnenschutzmittel an einigen Stellen verbrannt, sodass wir fortan Strände etwas meiden werden.
Wenn immer möglich fahren wir der Küste entlang und geniessen die herrlichen Ausblicke .
Doch dann taucht ein anderes Bild auf: das 1. Kernkraftwerk Brasiliens Angra 1 – 3 von dem man im Reiseführer lesen kann, dass es umstritten sei, die Kühlung erfolgt durch Meerwasser und weil der Untergrund dermassen weich und Erdrutsch gefährdet sei, steht die Anlage auf 90 m tiefen Stützpfeilern.
Die Anlage basiert auf einem Deutsch – Brasilianischen Vertrag der 1975 abgeschlossen wurde und insgesammt 8 Atommeiler vorsieht.
Angra l wurde 1985 in Betrieb genommen, Angra ll im Jahr 2000. Angra lll soll 2019 ans Netz gehen. Bei der Genemigung 2010 stellte die deutsche Bundesregierung dafür eine Bürgschaft von 1.3 Milliarden Euros in Aussicht und der brasilianische Präsident Lula da Silva versuchte allfällige Bedenken zu zerstreuen: dass in Brasilien niemals so etwas passieren könne wie in Tschernobil.
Weiterer Szenenwechsel:
wir nähern uns Rio und sehen schon bald den Zuckerhut
Den Wagen parken wir auf einem 24h Parkplatz und lassen uns an den Strand von Ipanema fahren.
Später ist beim Parkplatzes ist auch noch einiges los, aus einer Ecke ertönt ein Schlagzeug, die 9 jährige Emma sieht man kaum hinter ihrem Instrument, doch sie begleitet gekonnt, mit viel Kraft und Einsatz Rock-und Popstücke aus einem scheppernden Computer.
Am nächsten Morgen lassen wir uns ins Zentrum zu einer Touristeninformation fahren und werden dort mit einem Stadtplan und einer Broshüre “was ist wo” in Rio ausgerüstet. Wir klappern gleich einige Strassen ab, finden einen Vivo Shop und erfahren wo und wie wir die in Parana gekauften Prepaidkarten aufladen können, ohne in jedem Staat Neue kaufen zu müssen, wie uns jemand weismachen wollte – Apotheken sind jeweils eine gute Adresse!
in den Strassen von Rio
Mit der Metro fahren wir am Nachmittag an die Copacabana und sind erstaunt, dass hier viel weniger los ist wie am Strand von Ipanema!
Hinauf zum Corcovado 710 müM wollen wir mit Metro, Bus und der Zahnradbahn, weil letztere ausgerechnet eine Panne hat, werden wir mit Kleinbussen bis zur Christusstatue transportiert und das dauert eine Weile, denn der Samstag ist zugleich ein Feiertag und so sind unheimlich viele Leute unterwegs, sie alle brauchen Selfies und den Segen von der 1000 Tonnen schweren Christusstatue, die seit 1884 hier oben steht.
Auch um die Aussicht über Rio an vorderster Front bewundern zu können braucht es Geduld.
Wie ausgestorben wirkt dagegen die Stadt am Sonntagmorgen, wir sind zu Fuss unterwegs und wollen mit der Strassenbahn der Bonde nach Santa Teresa fahren. An der breiten Strasse zur Kathedrale hat es kaum Verkehr, nur wenige Leute auf der anderen Strassenseite und Fredi läuft einige Schritte voraus. Da kommen plötzlich 2 Jungs auf mich zu und verlangen die Tasche, einer zückt auch noch ein Messer, da schreie ich so laut wie müglich los und habe Glück, die beiden verschwinden.
Bei der eigenwilligen Kathedrale verweilen wir daraufhin etwas länger.
Eine weitere denkwürdige Situation erleben wir gleich darauf. Der Weg führt unter der Brücke hindurch, wo sich etliche Schlafplätze von Obdachlosen befinden und daneben sind 3 junge Frauen am Wäsche waschen, das Wasser dazu ziehen sie aus dem Wasserschacht.
Eigentlich hatten wir für Montag den “Zuckerhut” geplant, doch im Moment hab ich etwas genug vom Sightseeing und der Hitze bis 40 °. Da wir Ende Juni zurück kommen werden um unsern Enkel David abzuholen, wird der Zuckerhut ohnehin auf dem Programm daher beschliessen wir über die Brücke nach Niteroi zu fahren und dort auf einem Zeltplatz in Pirataninga zu regenerieren und mit den brasilianisch - portugiesischen Apps Wörter und Aussprache zu büffeln!
Rio zwischen Zuckerhut und Corcovado
Mit herzlichen Grüssen und viel Wärme aus Rio
Jeannette & Fredi
Das sieht ja traumhaft aus
AntwortenLöschen