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Samstag, 8. Juni 2013

Bärengeschichten

Thunder Bay – Winnipeg – Thompson – Churchill – Thompson – Saskatoon – Calgary 
 
 

Kurz nach Thunder Bay ein erstes Highlight – ca. 100 m vor uns trollen ein Bärenmami und sein Jungtier über die Strasse, das Kleine will sich erst noch schnell auf einen Baum retten, wird offenbar vom Mami zurückgerufen und Beide verschwinden natürlich viel zu schnell in den Büschen. Freilich halten wir weiter nach Tieren Ausschau – laut den Hinweistafeln am Strassenrand, scheint hier Rotwildgebiet zu sein und ganz selten zeigen sich auch welche. Von den Vögeln in der Luft sind Enten und selten Weisskopfadler am ehesten auszumachen.

Zwischendurch müssen die Energielager aufgefüllt werden, bei einem Safeway gibt’s alles: der Sprinter ist genügsam braucht bei defensiver Fahrweise (<80) auf Asphaltstrassen ca. 10 – 11 lt/100km. Wir jedoch haben wieder mal hungrig eingekauft  und dies rächt sich jeweils beim Verstauen, der Platz ist und bleibt beschränkt! Also anstatt bei Tim Hortons, gibt es Pulverkaffee (noch von Migros) und weil die „Schaumgummi“ Brötchen frisch eh noch am ehesten schmecken, machen wir uns dazu 2 riesen Sandwiches und geniessen es auf einer Bank am Flussufer und die immer bettelnden Möven erhalten auch noch etwas.
Richtung Winnipeg will uns das Nüvi partout die kürzere Strecke über US Gebiet schmackhaft machen, aus bekannten (Visa)Gründen wählen wir die längere und bestimmt attraktivere Strecke durch Provinzparkgebiet. Einsame Übernachtungsplätze sind hier schwer zu finden auch grössere Parkplätze sind mit nächtlichen Park- und Campingverboten belegt, so fahren wir am Rushing River, der allerdings ganz gemächlich dahinfliesst, auf einen Campingplatz. Der Platz ist kaum belegt und weitläufig, die einzelnen Stellplätze sind der Topographie angepasst im Wald versträut, mit Tischen, Bänken und Feuerstelle ausgestattet und wir freuen uns schon endlich gemütlich im Freien zu essen – doch ein Schwarm ungebetener Gäste vergällt uns diese Freude etwas.
 
Dank Lagerfeuer, können wir dafür den Kaffee  ziemlich ungestört geniessen.
 
 

Vor Winnipeg wechselt die Provinzgrenze und die Landschaft, in Manitoba wird es topfeben,


die Strassen führen schnurgerade entlang endlosen Feldern.
 
 
 
Letzten Herbst hat Fredi in einer Reisebroschüre über Bahnreisen von Winnipeg – Churchill an die Hudson Bay gelesen, darüber wollen wir uns in Winnipeg als erstes erkundigen. Am Bahnhof sind Info- und Fahrkarten Schalter seit 12 Uhr  geschlossen. In einem Touristik Büro erfahren wir, dass ein Zug 2-3x wöchentlich fährt:  Reisezeit von Winnipeg nach Thompson 24 Std und von Thompson nach Churchill weitere 16 Std. Ausser dass ein Zug am nächsten Tag von Winnipeg wegfährt, sind weitere Infos etwasspärlich, der jungeMann drückt uns Prospektmaterial in die Hände und wundert sich über die vielen Schweizer  die z.Zt. Kanada bereisen, wir sind die 8. In einer Woche.
Wir hatten uns schon früher überlegt nach Thompson zu fahren und nun, in der Hoffnung, dass in 2 Tagen wirklich ein Zug von Thompson nach Churchill fährt oder auch um näheres zu erfahren rollen wir los. Aus der Stadt raus zieht sich die Strasse anfangs noch entlang von Feldern später wechseln lichtere bis dichtere Waldpartien, Tundra ähnliche Flächen, ab und zu Flüsse und Seen die Szenerie – kilometerlang schnurgerade, Höhendifferenz +/- 10 m auf 500 km. Minutenlang ist kein anderes Fahrzeug zu sehen, hin und wieder lässt sich ein Reh am Waldrand blicken, ein Entenpaar fliegt auf, Krähen picken irgendwelche Resten von der Strasse.
An der Tankstelle, seit 1 Woche in Betrieb, fällt der Strom aus, zum Glück erst nachdem wir Betriebsstoffe wie Diesel und Kaffee bezahlt haben, für den Toilettenbesuch holt sich Fredi einfach die Stirnlampe!
Wieder auf der Strasse geht’s weiter im vorherigen Trott, Abwechslung bringen mehr oder weniger Regen und weil das Radio kein Empfang hat, „Böses Alter“ von Stiller Haas!
Beim Versuch Tiere auszuspähen sehen wir schon Fata Morganen: zeigt sich in der Ferne ein dunkler Fleck, hoffen wir einen Bären zu sehen….doch dann ist es beim Näherkommen nur ein Entwässerungsrohr! – Doch plötzlich entdeckt Fredi unterhalb der linken Strassenseite einen wirklichen Bären – schnell wenden auf der leeren Strasse – doch der Bär ist verschwunden – also wieder wenden und dann marschiert ein prächtiger Kerl weiter vorn über die Strasse auf meine Seite, doch zu früh frohlockt, bevor wir in die optimale Photodistanz anrollen, trollt er sich wieder auf die andere Seite, zeigt uns sein Hinterteil – und dreht sich doch noch einmal.



 
In Thompson besuchen wir gleich das Touristen Center und werden weil die einzige Angestellte noch beschäftigt ist aufgefordert zuerst das Museum im Nebenraum anzusehen. Nebst den ausgestopften in der Gegend vorkommenden Tieren erfahren wir, dass die Geschichte Thompsons am 4. Februar 1956 begann, als ein großer Erzfund durch elektromagnetische Messung mit einem Flugzeug festgestellt wurde – folglich stammen die gesammelten Erinnerungsstücke Wohnungs- und Kücheneinrichtungen etc. aus jener Zeit, wie ich aber unter den Ausstellungsstücken Roll- und Schlittschuhe (Schraubendampfer) wie wir sie besassen und benutzten entdecke komme ich mir richtig alt vor.
Wir
erfahren auch, was wir wissen wollen über die Bahnfahrt etc. nach Churchill. Da momentan keine Saison ist, sind bestimmt Tickets erhältlich, in Churchill der Hauptstadt der Eisbären jedoch möglicherweise z. Zt. keine solchen zu sehen sein werden, uns geht es jedoch auch um das Erlebnis einer Bahnfahrt in Canada.
Etwas ausserhalb Thompson können wir den Camper auf einem Campingplatz stehen lassen werden zum Bahnhof gefahren und wieder abgeholt und so besteigen wir um 16.30 den Zug und sind erstaunt, dass dieser den Bahnhof pünktlich um 17 Uhr verlässt, doch erst um einige Male hin und her zu rangieren um dann nach ca. einer halben Std. wirklich los zu rollen mit durchschnittlich 40 km h Reisegeschwindigkeit
 
 
 
Wir machen es uns in einem 4er Abteil gemütlich verzehren die mitgebrachten Sandwiches (wurde uns empfohlen, da der Speisewagen nur ungeniessbaren Microwellenfood mitführe). Nach 2Std. hält der Zug erstmals an, neue Passagiere steigen zu, Familien mit Kindern ab jetzt wirds unruhig, Kinder quängeln, turnen auf den Sitzen herum, Erwachsene suchen sich bequeme Plätze und belegen diese mit allerlei Bettzeug, später tönen aus allen Ecken verschiedene DVD Gutenachtgeschichten oder Musik – auch wir versuchen halb sitzend einige Augen Schlaf zu erhaschen und solange niemand die Sonnenblenden schliesst, geniesse ich dazwischen die vorbeiziehende Lanschaft – sie bleibt sich zwar immer gleich: Birken, Nadelhölzer , Tundra, Seen, Tümpel ist jedoch mit der Musik von Celtic Woman in den Ohren enorm entspannend!
 
 

Nach der erlebnisreichen Nacht sitzen wir am Morgen im Speisewagen und trinken den Morgenkaffee mit anderen Kanadiern die seit Toronto während 4 Tagen und Nächten unterwegs waren und pünktlich um 9 Uhr treffen wir in Churchill ein.
Churchill ist eine an der Südwestküste der Hudson Bay in der kanadischen Provinz Manitoba gelegene Kleinstadt mit 813 Einwohnern (Stand: 10. Mai 2011[1]). Der Ort befindet sich im Grenzbereich zweier Naturzonen: der borealen Nadelwaldregion im Süden und der arktischen Tundralandschaft im Norden. Die Stadt ist vor allem durch die vielen Eisbären bekannt geworden, die im Herbst vom Landesinneren hierher zur Küste wandern und zur Robbenjagd auf ein Zufrieren des Meeres warten, was dem Ort die werbewirksame Bezeichnung „Eisbären-Hauptstadt der Welt“ eintrug.
In der Tourist Info am Bahnhof lassen wir uns beraten mit dem Resultat, dass wir, um unabhängig unterwegs sein zu können ein Auto mieten und in`s Hotel Tundra Inn einziehen.
Zu dieser Jahreszeit kann man ab und zu noch Eisbären sehen es werden jedoch keine geführten Touren mehr angeboten, das Eis in der Hudson Bay ist noch relativ stabil es soll jedoch in den nächsten Tagen einbrechen – also keine Abenteuer auf dem Eis aber entlang der Küste soll auch einiges zu sehen sein. Also machen wir uns gut eingepackt, mit Mützen und Handschuhen bewaffnet (meistens ist es knapp -0 dazu bläst ein eisiger Wind )auf die Suche!
 

Am Cape Meryll sehen wir die Hudson Bay vor uns noch dicht mit Eis



 
aus dem Geschichtsbuch:
Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet um Churchill und des nahe gelegenen Wapusk-Nationalparks bereits vor etwa 4.000 Jahren von nomadischen Jägern bewohnt wurde, die der Prä-Dorset-Kultur angehörten. Ihre Nachfahren, die Angehörigen der Dorset-Kultur, besiedelten die Region um 600 v. Chr. Um 500 n. Chr. kamen Dene aus dem Norden hierher, denen um das Jahr 1000 n. Chr. die ersten Thule-Kultur folgten, die unmittelbaren Vorfahren der heutigen Inuit. In der sog. „Vorkontaktzeit“, d. h. vor der Ankunft der ersten Europäer und auch dem Auftreten von Métis im 17. Jahrhundert, lebten in der Churchill-Region Inuit, Chipewyan- und Cree-Indianer als Nomaden und in Camps.
Die ersten Europäer kamen im Winter 1619 in die Region. Die erste permanent bewohnte Siedlung war ein 1717 aus Holz gebautes Fort an der Mündung des Churchill River - als Teil des teuren Fellhandelnetzwerks, das damals von der Hudson’s Bay Company (HBC) eingerichtet wurde. Die Stadt wurde nach John Churchill, 1. Duke of Marlborough benannt, dem Gouverneur der HBC zu Ende des 17. Jahrhunderts (ein Ahne von Sir Winston Churchill). 1741 ersetzte die HBC das hölzerne Fort durch ein größeres Fort aus Stein, das Fort Prince of Wales.               
Churchill ist seit Jahren ein beliebtes Ziel für Ökotourismus. Touristen können Eisbären gut gesichert aus busähnlichen, als Tundra Buggy bezeichneten Spezialfahrzeugen beobachten, die für Touren in die Tundra entwickelt wurden. 
 
  Die besten Monate zur Beobachtung von Eisbären sind Oktober und vor allem November. Die Eisbären warten dann in der Umgebung von Churchill bis hin zum Cape Churchill im Wapusk-Nationalpark darauf, dass die Hudson Bay zufriert, damit sie ihre Hauptnahrung, Robben, jagen können.

 

Wie wir so über die abgeschliffenen Steinplatten zum Eis runter steigen stürzt Fredi nach einem Fehltritt, zerstört die Vorsatzlinse der Kamera verstaucht den Mittelfinger der rechten Hand und schlägt mit dem rechten Knie hart auf den Fels auf, seine erste Sorge gilt der Kamera, die funktioniert zum Glück noch, das Knie jedoch schmerzt und schwillt an (ist mittlerweile wieder besser).




 
In der Bay sorgt ein Filmteam mit grosser Aktivität dafür, dass sich kein Tier auf dem Eis zeigt. Wir schauen dem Treiben der Filmer eine Zeit lang zu, sehr interessant, denn die auf einen nächsten Einsatz wartenden Akteure geben bereitwillig Auskunft: gezeigt werden soll die Geschichte von einem Jungen der Dank einem kleinen Eisbären in der Arktis überlebt….
 

Und so bekommen wir völlig unerwartet doch noch einen „Eisbären“ zu sehen, fotografieren und ins Netz stellen dürfen wir ihn allerdings nicht – da mit dem für die Geschichte vorgesehenen chinesischen Eisbären absolut nicht gearbeitet werden konnte, wurde ein williger kleiner Braunbär eingefärbt …..
 

Am nächsten Tag erkundigen wir die Gegend um Churchill weiter und können jedoch auch mit Hilfe des Feldstechers keinen Polarbären sehen. Wir sind hier zu spät für die Bären und zu früh für die Belugas . Obwohl für die Eisbären wäre der Tisch noch gedeckt: ganz weit aussen können wir am frühen morgen mit dem Feldstecher Seehunde, die Liebingsmahlzeit entdecken.

An Stelle der Eisbären beobachten wir nun Vögel .und anderes ............
 
Sand Piper
 
 
 
 
Kanadische Wildgänse
 
 



 Hunde, die zu dutzenden angekettet auf Abwechslung warten und uns bettelnd anbellen.
 
                                  
                                    und sich wahrscheinlich die Zähne ausbeissen

 



alte Radarstation



Miss Piggy
 
 
Für die Rückfahrt nach Thompson wählen wir die bequemere Art im Schlafwagen.

Ausgeruht fahren wir gleich am Nachmittag weiter nach Südwesten Richtung Calgary: wieder auf meist schnurgeraden Strecken, entlang von nicht enden wollenden Feldern.   
 
Durch die Provinz Saakatchewan führt ein Teil der Strecke über Schotterpisten


     was Truckdriver jedoch nicht daran hindert mit voller Geschwindigkeit  durchzufahren



 
Und Alles bleibt weiterhin riesig
 
                                                                    Fahrzeuge
 
Gehöfte
 
Distanzen

In Drumheller 110 km östlich von Calgary zieht sich ein ca. 2 km breiter Einschnitt durch die Gegend, sogenannte Badlands und wichtige Fundstellen von Dinosaurier Fossilien.
 
 

























3 Km vor der Stadtgrenze von Calgary beschliessen wir auf dem Mountainview Campingplatz für kurze Zeit sesshaft zu werden. Auto und etliches an Wäsche brauchen dringend Wasser und Seife, ausserdem können wir von hier aus dieStadt bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.





Mit dem Abreissstadtplan und eingezeichneten Stellen für Autowaschanlage und Bahnhof machen wir uns auf den Weg – die Waschanlage finden wir problemlos, doch dann ist die Sache nicht mehr so klar jedenfalls müssen wir uns im nummerierten Strassensystem  verzählt haben und verfahren uns ziemlich bis wir doch noch eine Bahnstation finden und in der Stadt landen
 
 
mit dem Stadt plan in den Händen konnte man uns immer wieder zählend beobachten –

 
eigentlich wäre es ja gar nicht so schwierig -
und wir haben trotz den vielen Strassen und Läden auch die verborgeneren für uns wichtigen gefunden, wie den Kartenladen mit einer Riesenauswahl an Karten aus aller Welt und den Photozubehörshop für Nikon Ersatzbaterien und einem Fachmann mit deutschen Wurzeln und Gründlichkeit der es schaffte mit viel Mühe und unkonventionellen Werkzeugen den verklemmten Filterring zu entfernen – Fredi ist überzeugter denn je – Olympus ist die beste Kamera…
 


 

Die beste Sicht über die Stadt bis hin zu den Rocky Mountains bietet der 190 m hohe Tower,

 



 







im Drehrestaurant ist das 360 ° Panorama gemütlich und fast gratis zu bewundern.
 


 


Auf Umwegen gelangen wir schliesslich zum Campingplatz zurück und beschliessen am nächsten Tag noch einen Versuch zu wagen.
Auf dem Hinweg gelingt es uns tatsächlich auf Anhieb!
 
In der Stadt gilt unser Interesse u a dem Glenbow Museum – leider beginnen wir zuunterst bei den Gemälden und asiatischen Leihgaben und verpassen einen Teil der völkerkundlichen Ausstellung die uns auch interessiert hätte, denn mitten in der indianischen Welt holt uns eine Angestellte in die Gegenwart zurück – um 17 Uhr werden die Tore geschlossen.


 
Bis zum nächsten Mal wenn alles (blogmässig) klappt aus den Rockies
 
Jeannette und Fredi