Pucallpa – Patria Nueva – Pucallpa – Tingo Maria – Cerro de Pasco – Bosque de Piedras – Lima – Paracas NP – Nasca – Pampa Galeras – Cusco – Q’eswachaca – Colca Canon –Arequipa - Puno
Die luftigen Höhen der Kordilleren liegen hinter uns, wir sind mittlerweile im Tiefland unterwegs. Die Strasse nach Pucallpa sollte laut Reiseführer seit 2010 durchgehend asphaltiert sein, doch in der Regenzeit (Januar bis April) kommt es immer wieder zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Zurzeit wird die Strasse an etlichen Stellen repariert und wir benötigen für die 250 km über 6 Stunden.
In Pucallpa ist Fredi der vor 40 Jahren bereits einmal hier war, erstaunt wie sehr sich das staubige Nest von damals zu einer quirligen Stadt mit mittlerweile über 200`000 Einwohnern entwickelt hat.
Wir hatten einen Tipp erhalten und steuern daher gleich das Hotel Mercedes an. Germain der Geschäftsführer (er kommt aus Le Locle) lädt uns zu einem Bier ein, wir erkundigen uns nach Ausflugsmöglichkeiten: es gibt Fahrten mit Frachtbooten auf dem Ucayali nach Iquitos, diese verkehren ziemlich unregelmässig und wären oft überladen, daneben gibt es ein- bis mehrtägige Touren mit Abstechern in Zuflüsse und in den Regenwald. Germain kann uns einen Führer empfehlen und wir entscheiden uns für eine 4 Tages Boot Tour in den Regenwald. Den Wagen können wir auf dem gesicherten Parkplatz des Hotels stehen lassen, dafür leisten wir uns für die nächsten 2 Tage ein Zimmer und geniessen in dem schwülheissen Klima den Luxus der Klimaanlage und uneingeschränktes Duschen.
Zu Fuss begeben wir uns auf Erkundungstour zum alten Hafen am nahegelegenen Rio Ucayali und zur Plaza des Armas, steigen dann aber in eines der Mototaxis zum etwas entfernteren Einkaufszentrum, wo Fredi doch noch passende Gummistiefel findet, 42 ist die grösste erhältliche Grösse…
Ken unser Führer holt uns ab, mit dem Mototaxi geht’s zur Laguna Yarinacocha und zu einem der wartenden Boote einem Peque-Peque mit Bootführer Basilio.
Über die Laguna führt ein Verbindungskanal in den Rio Ucayali, der hier in der Trockenzeit ca. 300 m breit ist. Kleine und grössere Boote sind in beiden Richtungen unterwegs, Holztransporte jedoch nur Richtung Pucallpa
In Tacshitea halten wir an, auf schlüpfrig- lehmigem Pfad geht's hinauf zum Restaurant , auf der Menütafel werden Huhn oder Fisch angeboten, weil das Huhn jedoch des Gerupftwerdens ist – gibt’s Fisch mit Reis Bohnen und Banane.
Nach etwa 5 Stunden Fahrt zweigen wir ab in den Nebenfluss Rio Callerita und sind nach 1 weiteren Stunde am Tagesziel in Patria Nueva einem Shipibodorf,
im Dorf stehen die Häuser alle auf den hier typischen Pfahlbauten - es ist jetzt kaum vorstellbar, dass in der Regenzeit die einzelnen Häuser nur noch per Boot erreichbar sind, weil der Fluss derart ansteigt….
Die Shipibo waren einst Kopfjäger, lebten in der Selva vom Fischfang der Jagd und den Früchten des Waldes. Seit rund 50 Jahren werden die Shipibo registriert, leben in Dorfgemeinschaften, verdienen ihren Lebensunterhalt nach wie vor mit fischen, jagen, etwas Ackerbau und Verkauf von Kunsthandwerk (Frauen) und um den Kopf braucht sich niemand mehr zu fürchten.
Wir werden auf eines der Häuser eingeladen und erhalten eine Kokosnuss als Begrüssungstrunk. Bevor wir uns im Dorf etwas umsehen, können wir uns im Küchenhaus von Otilia nebenan einrichten – dh Hängematten aufhängen. Wir erhalten noch den Hinweis, das “Bano” sei in der Selva und die Warnung, dass vor Einbruch er Dunkelheit die Mücken zuschlagen würden und später Schlangen aktiv sein könnten!!!! Da verschlägt es mir gleich jeglichen Durst!
In Patria Nueva leben ca. 80 Familien, es gibt ein Gesundheitszentrum wo Gemeindeschwestern einmal pro Monat Sprechstunden halten und für Notfällen abrufbar wären, wobei schwere Fälle müssten ins Spital nach Pucallpa ” verschifft” werden – das bedeutet eine 5 – 6 stündige Bootfahrt! Da ist es bestimmt kein Zufall, dass daneben die schamanische Heilkunst auch praktiziert wird. Ayahuasca Zeremonien werden regelmässig auch als Vorbeugung durchgeführt.
Die Schule mit Primar- und Sekundarstufe, die Lehrer kommen jeweils von Pucallpa und unterrichten von Montag bis Freitag sowohl in Shipibo wie auch in Spanisch. Man staune, hinter dem Schulhaus gibt es richtige Toiletten – diese scheinen jedoch nur während Unterrichtszeiten benutzt zu werden, abends wäre es da zu düster bekomme ich als Antwort …. wahrscheinlich können eben nicht alle Traditionen gleich schnell geändert werden…
Andere Neuerungen scheinen schneller Fuss zu fassen, so wurden vor kurzem vom Staat Leitungen im Dorf montiert und wenn es genügend Kraftstoff für den Generator gibt, ist nach dem Eindunkeln das Dorf beleuchtet und in einzelnen Häusern haben Fernseher Einzug gehalten.
Vorerst gibt es noch Spiele mit den Kindern bei denen es die mitgebrachten Bonbons zu gewinnen gibt und dann werden Frauen und Teenager beim Volleyballspiel angefeuert.
Die Nacht in den Hängematten ist etwas unruhig und gewöhnungsbedürftig.
Bei Tagesanbruch (vor 6 Uhr) wird es bereits lebendig, Frühstück wird vorbereitet, Wasser muss geholt werden – wir stehen so ziemlich staunend daneben und ich fühle mich um ca. hundert Jahre zurückversetzt in eine Zeit die ich jedoch auch nur aus Erzählungen der Eltern und Grosseltern kenne. Gekocht wird auf einem mit Sand bedecktem Tisch, es wird darauf geachtet, dass die Glut nie ausgeht, die langen Holzstücke werden bei Bedarf zusammengeschoben, etwas “belüftet”und nach dem Kochprozess auseinander gezogen.
Unser Frühstück Fisch, dazu Kochbananen
Sämtliches Wasser zum trinken, kochen etc. muss am Fluss unten geholt werden, dies wird ausschliesslich von Frauen und Kindern besorgt. Gewaschen wird am Fluss, Mädchen besorgen ihre Wäsche ganz selbstverständlich selber und nehmen dabei gleich noch ein Bad!
Wir sind wieder unterwegs diesmal noch mit Manuel in seinem etwas kleineren Boot, es geht in einen weiteren Nebenfluss, den Rio Blanco, dieser führt z. Zt. wenig Wasser und hat einige Hindernisse was von den Bootführern ziemliches Geschick erfordert.
Bei einer Lichtung halten wir an, bringen unsere 7 Sachen an Land - es wird unser Übernachtungsplatz
Vorerst geht’s in die Selva, Manuel schlägt mit der Machete ein Durchkommen ins Unterholz, Ken hat sich mit einer Flinte bewaffnet, falls wir auf einen Otorongo (Tigerart) treffen sollten.
Es ist schwül-heiss, das Laufen auf dem zum Teil feuchtmatschigen mit Schlingpflanzen bestückten Pfad gar nicht so einfach, einige Stämme oder Sträucher bieten Halt beim Stolpern andere sind bestückt mit langen Stacheln. Auch wenn wir keine Affen am “üblichen” Platz zu sehen bekommen und zurzeit keine Orchideen blühen ist es faszinierend. Manuel und Ken können die meisten Bäume und Pflanzen benennen, ich versuche erfolglos die exotischen Namen zu behalten –
Ein Holzschlagplatz wo Wilderer am Werk waren, die Bäume werden gefällt, an Ort und Stelle zersägt und abtransportiert. Ken findet noch 2 brauchbare Bretter und schleppt diese zum Lagerplatz wo Basilio bereits das Abendessen gefangen hat -
auch einen Pirana
Vorerst ist baden angesagt – mit etwas Zögern wage auch ich mich hinein - es ist trotz der Farbe total erfrischend!
Kurz nach 6 Uhr verziehen wir uns wegen den Mücken in die Hängematten, schauen durch die Blätter zum Vollmond hinauf, hören das Zirpen der Grillen….um Mitternacht wache ich auf, genau über uns unterhält sich ein Tucanpaar in einer unwahrscheinlichen Lautstärke, dazwischen planscht irgend etwas ins Wasser, vielleicht eine Echse …
Nester vonWebervögeln
Am Morgen geht’s nach Tee und Kaffee - aus abgekochtem Flusswasser – weiter. Der Fluss hat jetzt mehr Wasser, irgendwo flussaufwärts muss es geregnet haben. Wir fahren langsam und geniessen das goldene Morgenlicht, halten nach Vögeln Ausschau.
Bei einem Fischhändler unterwegs besorgt sich Ken die nächste Mahlzeit und sucht auf meinen Wunsch nach einem Fisch mit wenig Gräten – einen Wels!
Am Nachmittag sind wir nochmals in der Selva unterwegs, entdecken Lianen auf denen man nicht nur schaukeln kann, wenn diese durchtrennt werden kann daraus reinstes Wasser getrunken werden!
Den Nachmittag beschliessen wir mit Fischfang. Basilio hat aus Ruten, Plastikschnur und Haken einfache Angeln hergestellt und uns gelingt es damit je 2 kleine Fische aus dem Wasser zu ziehen!
Die Frauen wollen uns ihr Kunsthandwerk zeigen – es sind im traditionellen Muster bestickte Tücher, Taschen mit Webborten und Schmuck aus getrockneten Samen und Körnern.
Schlafen in der Hängematte ist gewöhnungsbedürftig und so ist die 3. Nacht die Einfachste, zum Frühstück gibts gar noch ein Spiegelei und schon heisst es Abschiednehmen und zurückfahren,
die Fahrt ist wunderschön und entspannend. In der Laguna Yarinacocha werden wir wieder von einer anderen Wirklichkeit eingeholt – Speedboote düsen herum, nach der Landung dröhnt aus jedem Gebäude eine andere Musik und auf den Strassen schwirren und hupen unzählige Moto Taxis herum.
Es waren unvergessliche Tage und ganz spezielle Erlebnisse, den Luxus von fliessendem Wasser schätzen wir jetzt ganz besonders.
Am 2. Tag sind wir wieder auf der Strasse mit dem Ziel Lima über Tingo Maria, Huanuco entlang dem Cocaanbaugebiet der Cordillera Huangaruncho, hinauf nach Cerro de Pasco 4330müM der höchsten Minenstadt.
Bosque de Piedras dem Wald der Steine. Der RundWanderweg zu verschiedenen Steinformationen ist mit Wegweisern ausgestattet,die für uns nicht immer logisch verlaufen oder vielleicht haben wir zu wenig Fantasie um Fisch, Hund, Krone und wie die Formationen alle heissen zu erkennen? Der Ort liegt auf “nur” 4200m, trotzdem erleben wir eine der kältesten Nächte, der Aussenthermometer zeigt am Morgen - 11° an, was den Lamas und Schafen rund um uns nicht das geringste ausmacht!
Die Strasse hier ist asphaltiert, daher beschliessen wir über Canta weiter zu fahren und hoffen gegen Abend in Lima zu sein, doch schon nach wenigen Kilometern ändert sich die Qualität in Schotterpiste,
die Landschaft durch die Marcapomacocha Seenplatte ist wunderschön, Steppen mit Lamaherden, kleine verstreute Siedlungen, Berge, Lagunen wechseln sich ab auch Torf wird gestochen.
Dann kommen wir in Baustellengebiet und werden angehalten und um 1 – 2 Stunden Geduld gebeten, weil weiter unten gesprengt werde. Es ist Mittagszeit, da kommt eine Pause nicht ungelegen, doch nach 3 Stunden heisst es weiter Geduld halten, es muss nochmals gesprengt werden weil sich zu viel und zu grosses Material gelöst habe!
Kurz vor 5 Uhr wird die Strecke doch noch frei gegeben. Lima noch zu erreichen ist an diesem Abend nicht mehr zu denken finden jedoch beim Eindunkeln eine ruhige Ecke neben der Strasse.
Früh am Morgen geht es weiter auf maroden Strassen und durch auffallend viele staubige Dörfer.
Der vorgesehene Stellplatz im Stadtteil Miraflores, liegt natürlich im andern Ende der Stadt, also steht uns am Samstagnachmittag eine Stadtrundfahrt der besonderen Art bevor.
Seit dem Huascaran NP habe ich ein gestauchtes Kameraobjektiv jedoch bisher noch keine Reparaturmöglichkeit gefunden und hier in Lima werden wir gleich als Erstes mit Hilfe eines Taxifahrers fündig, der Techniker verspricht bis Montag sein Bestes zu versuchen!
Das nahegelegene Larcomar entpuppt sich als teures Einkaufs- und Foodcenter, der im Reiseführer versprochene schöne Blick aufs Meer hält sich im Dunst bedeckt.
Wir essen wieder einmal Ceviche, rohen Fisch in Limettensaft gegart und finden im Lebensmittelladen Migros Schoggi für umgerechnet Fr.3.60….
Am Sonntag fahren wir mit dem Bus ins Zentrum der Stadt, es hat auffallend weniger Verkehr zudem sind viele Läden geschlossen und die Strassen können anderweitig genutzt werden.
Wir verweilen etwas an der Plaza Mayor mit Kathedrale, Bischofspalast und Regierungsgebäude wo wahrscheinlich Wachübergabe stattfindet, wir schlendern noch etwas durch die Strassen und werden im Parque Lamuralla von einem älteren Herrn angesprochen, Lucas erkundigt sich nach unserem Woher und Wohin, gibt uns einige Tipps und erzählt dann von seiner Arbeit als pensionierter Lehrer in einem Projekt für Strassenkinder.
Am Montag besuchen wir noch das Goldmuseum und bewundern die Arbeiten der alten Inkas, es sind erstaunliche Stücke zu sehen, die zum Glück weder der Goldgier der Konquistadoren noch den Grabräubern in die Hände fielen.
Das Objektiv konnte repariert werden, also steht der Weiterfahrt nichts mehr im Weg, diese führt uns südlich durch die Wüste in den National Park Paracas. Auf markierten und unmarkierten Spuren fahren wir kreuz und quer durch die Halbinsel, unsere anfänglichen Befürchtungen ohne Sandbleche unterwegs zu sein verflüchtigen sich – die Piste ist steinhart !
Von den angeblichen Seelöwen und Pinguinen ist an der Playa Culebra leider nichts zu sehen, wir bleiben trotzdem auf der Klippe stehen und erhalten etwas streitbare Nachbarn!
Nasca ist nun das nächste Ziel, wir besuchen unterwegs das Museum Maria Reiche (Erforscherin der Nasca Linien) etwas weiter kann man vom 12 Meter hohen Stahl Mirador Figuren sehen es ist allerdings so windig, dass es uns beinah vom Turm bläst.
Der Flug über die Nascalinien vermittelt wohl einen Eindruck über das Gebiet, Linien und Geoglyphen sind zum Teil gut sichtbar, jedoch schwierig zu fotografieren, im kleinen Flugzeug rüttelt es extrem, ein Kurvenflug folgt dem Nächsten, sodass der Gleichgewichtsinn ziemlich gefordert wird.
Fredi kann sich nach dem Flug vorstellen, dass an von Dänikens Theorie etwas dran ist, ich denke eher, dass die Nasca Kultur für ihre Kultstätten die riesige Ebene nutzte, anstatt wie andere Kulturen in die Höhe zu bauen.
Bevor wir die Ebene verlassen, besuchen wir noch die Nekropolis Chauchilla eine Begräbnisstätte aus der Präeinkazeit.
Gräber von damals und heute
Nach 100 km Richtung Cusco sind wir bereits auf einer Höhe von 4000 m und beschliessen in Pampa Galeras bei der Forschungsstation für Vicunas zu übernachten. Die Station wird betreut von Studenten (Veterinäre, Biologen etc.) die hier ein Volontariat absolvieren müssen und sich offensichtlich über Besucher freuen.
Edi will uns Kondore zeigen, in unserem Wagen fahren wir ein Stück der Strasse entlang, Edi zeigt auf einen Berg mit weissen Flecken, dort würden Kondore leben, heisst uns dann in einen Feldweg in den Park abbiegen, nach 2-3 km Holperfahrt, gehen wir zu Fuss weiter, darauf bedacht die fressenden Vicunas nicht zu stören, dann sind wir nahe genug an der Felswand um mit dem Feldstecher die (wie Hühner) schlafenden Kondore als schwarze Flecken zu sehen und deren 20 zu zählen. Dämmerung setzt ein, wir müssen uns beeilen, zurück bei der Forschungsstation sind wir etwas ausser Atem und haben Kopfweh – wir hätten es wissen müssen, dass es Folgen haben kann, wenn man innert weniger Stunden von Meereshöhe auf 4000 m fährt und dann rumrennt anstatt sich auszuruhen, das Erlebniss jedoch war einmalig und schliesslich haben wir einen genügenden Vorrat an Coca Teebeuteln, das hilft doppelt, denn mittlerweile ist es empfindlich kühlgeworden und die Dieselheizung arbeitet auf dieser Höhe bekanntlich nicht.
In der Madrugada (Morgenfrühe) könnten wir die Kondore fliegen sehen hat uns Edi verraten – wir sind also um halb 8 beim Aussichtspunkt an der Strasse, der Berg liegt noch im Schatten, weil weit und breit keine fliegenden Vögel zu sehen sind, fahren wir nach einer halben Stunde (zu früh) weiter.
Ein Schild nach Saywite führt uns etwas abseits der Strasse zu einer möglichen Kultstätte, vor einem Ruinenkomplex liegt ein halbkugelförmiger Stein von ca. 4m Durchmesser, darauf sind Landschaften mit Bergen, Terassen, Kanälen, Menschen und Tieren eingemeisselt.
Ein Abstecher kurz vor Cusco zum Sonntagsmarkt in Chinchero.
Cusco
Cusco die Hauptstadt der Inka erkennen wir nach 19 Jahren nicht mehr, die Plaza des Armas scheint viel grösser, beim näheren Hinsehen fehlen wahrscheinlich die farbenfrohen Stände von damals, der Geruch von gebratenen Meerschweinchen usw., stattdessen säumen Edelboutiquen, Restaurants und Touristenbüros die Strassen.
In Seitenstrassen werden kosmetische Behandlungen angeboten, Indiofrauen in Trachten mit geschmückten Lämmern und/oder Lamababies sitzen in Ecken und auf Treppenstufen und bieten sich als Fotosujets an.
Die Kathedrale, im 16Jh auf den Grundmauern eines Inkapalastes erbaut, kann ausserhalb von Gottesdienstzeiten nur noch durch den Nebeneingang und gegen Bezahlung betreten werden, fotografieren wäre verboten – wahrscheinlich weil es Bildbände zu kaufen gibt – doch 2-3 mal übersehen wir die Hinweisschilder, das Abendmahlbild und das Chorgestühl haben mich schon vor 19 Jahren beeindruckt.
In einer Seitengasse entdecke ich das Coca Museum und wir erfahren von Melissa einiges: Cocaanbau hat in Peru und Bolivien eine uralte Tradition. Das Kauen von Cocablättern habe eine stimulierende Wirkung ähnlich dem Kaffeegenuss, sei jedoch gesünder, weil die Blätter Mineralstoffe enthielten, Cocakauen wirke zudem schmerzstillend, mildere Kälteempfinden, Hunger- und Durstgefühl, erleichtert die Atmung in grossen Höhenlagen. Cocablätter, können legal auf dem Markt, Pulver und Tee in Läden gekauft werden. Zum Kauen werden 15 – 30 Blätter zusammen gefaltet in die Wangentasche geschoben, dort lässt man sie durchfeuchten, belässt sie solange wie es beliebt eh sie gekaut und geschluckt oder ausgespuckt werden. Auf Bildtafeln wird im Museum auch die Herstellung von Cocain gezeigt: für 1 kg Cocainbase braucht es bis 600 kg Blätter, jede Menge Zusatzstoffe wie Schwefelsäure, Natriumkarbonat, Kerosen und Kalk, ferner Aceton, Ammoniak, Äther und Schwefelsäure bis es zu reinem Cocainpulver verarbeitet werden kann – da verdient dann wohl die chemische Industrie auch noch kräftig mit!
Qoricancha
Saqsaywaman
Wir lassen uns zu einer geführten Stadttour verleiten – im Tempo der gehetzten Affen werden wir zu den Sehenswürdigkeiten und durch die Touristenmassen geschleust, erfahren wohl einige interessante Details z.B.über die Bauweise wie die enormen Steine mit Steinbolzen und –vertiefungen oder Gold- und Silberverbindungen fugenlos zusammengefügt wurden wie beim ehemaligen Sonnentempel Qoricancha, auf dessen Mauern thronen nun Kirche und Kloster Santo Domingo. Bei Saqsaywaman der “Falkenfestung” könnte es sich um eine Kultstätte des Sonnengottes aus der Präeinkazeit handeln. Steht man vor den Grundmauern ist es einfach ein Rätsel, wie die tonnenschweren Steinquader herbeigeschafft, bearbeitet und zusammengefügt werden konnten.
Weiter geht es nach Tambomachy einem möglichen Landsitz der Inka, immer und überall stehen Souvenierstände wo Indiofrauen ihre Waren anbieten.
Die labyrinth artige Kult und Opferstätte Q’enqo bildet den Abschluss der Tour und wirkt in der einbrechenden Dunkelheit ziemlich gespenstisch.
Cusco by night
Nach diesem Erlebnis bereuen wir es etwas, für den nächsten Tag eine weitere Tour in die weitere Umgebung gebucht zu haben. Doch wir erwischen einen wolkenlosen Tag und in Ricardo einen erfahrenen Führer, der uns in umgekehrter Richtung der allgemeinen Touristenströme fährt, erklärt und uns die einzelnen Stätte auch auf eigene Faust entdecken lässt. Der Ausgrabungsort in Chinchero zeigt sich im schönsten Morgenlicht im Hintergrund leuchten die Nevadas der Cordillera Urubamba.
Souveniers werden angeschleppt
Marras Moray ein Landwirtschaftszentrum der Inkas, auf den Terrassen wurden verschiedenste Sorten, Kartoffeln, Getreide usw. gezüchtet.
Der Blick ins fruchtbare Urubambatal das Valle Sagrado
Ollantaytambo
Ollantaytambo lag zu Inkazeiten an einer strategisch wichtigen Stelle und war religiöses, militärisches und landwirtschaftliches Zentrum im Urubambatal.
Beim Ausgang entdecken wir Willis grüne Minna – ihn selber treffen wir Abends auf Zeltplatz und haben uns so Einiges zu erzählen seit dem letzten Treffen in Costa Rica!
Nach dem Mittagessen in Urubamba steht noch Pisac auf dem Programm, nicht der berühmte Markt sondern eine weitere Inkastadt.
Damit haben wir vorerst genug Kultur - Machu Pichu werden wir nicht noch einmal besuchen und möchten zurück zur Natur und im Colca Canon die Kondore fliegen sehen. Unterwegs entdecke ich auf der Karte den Hinweis Q’eswachaca, dies muss die Inkabrücke sein die Ricardo erwähnt hatte.
Die Brücke über den Apurimac besteht aus harten Büschelgras dem Ichu und hat lediglich auf der Lauffläche Zweige eingeflochten. Das Begehen ist etwas wackelig und wie wir zurückkommen sitzt eine Indiofrau an der Strasse und zeigt uns wie die Seile hergestellt werden: das Ichu wird büschelweise mit einem Stein geklopft und dann zu gut daumendicken Seilen gedreht. Die Brücke wird regelmässig ausgebessert und ca.alle 2 Jahre ersetzt und könne auch von Lamas begangen werden. Zum Glück haben wir am Morgen noch eingekauft und können der Frau den Wunsch um Brot erfüllen.
Die Nacht verbringen wir auf einem kleinen Parkplatz etwas oberhalb, nachdem uns ein vorbeigehender Bauer das Ok gegeben hat. Am Morgen vor dem Wegfahren taucht die Frau vom Vorabend noch einmal auf diesmal mit ihren Kindern.
Büschelgras Ichu Landschaften
Wir wollten am Abend im Colca Canon sein, haben die Rechnung jedoch ohne die Schotterstrassen gemacht, dazu bewegen wir uns ständig zwischen 4000 – 4800 m. In der Pampa Tocre hat es wieder asphaltierte Strassen, beim Einnachten verziehen wir uns schliesslich hinter ein leerstehendes NP Gebäude auf 4400m und verbringen eine ruhige Nacht.
Der Colca Canon soll noch tiefer sein wie der Grand Canon, bietet spektakuläre Ausblicke, Schotterstrasse und ein Tunnel so finster und eng, dass wir heilfroh sind ohne Gegenverkehr durchzukommen.
Zum Schauspiel der fliegenden Kondore kommen wir zu spät, die ganzen Touristenströme verziehen sich, also richten wir uns auf dem Parkplatz ein und warten den nächsten Morgen ab.
In Poolposition sitzen wir schon vor 7 Uhr auf der Mauer, sehen weit unten einzelne Jungvögel fliegen, müssen uns aber bis nach 8 Uhr gedulden bis die Luft wärmer wird und immer mehr Kondore auftauchen und lautlos schwebend höher kreisen, manchmal wenige Meter vor uns. Obwohl sich mittlerweile ganze Busladungen mit Leuten eingefunden haben, ist es feierlich ruhig bis der Letzte entschwindet.
Nach einem gemütlichen Frühstück ziehen wir weiter nach Arequipa, erkunden das Stadtzentrum, finden einige der Sehenswürdigkeiten geschlossen und verweilen daher bis Torschluss in der Klosterstadt Santa Catalina.
Mit den besten Grüssen an Alle
aus Puno am Titikakasee
Jeannette und Fredi