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Dienstag, 10. September 2013

British Columbia

Prinz Rupert - Aiyansh - Kispox - Prince Georg - Kelly Lake - Gold Bridge - Whistler- Vancouver - Tofino - Salt Spring Island - Victoria - Sidney


Seit der Landung in Prince Rupert scheinen Wolken unsere treuen Begleiter zu sein, geplant wäre ein Abstecher nach Hyder gewesen –  eine Gegend mit Gletschern und Aussichtsplattformen um den Bären beim Fische fangen zu zusehen – doch als wir vernehmen, dass z. Zt. „nur“ massenhaft tote Fische aber keine Bären zu sehen sind und von der Wetterprognose her eher Aussichten auf Wolken statt Gletscher garantiert sind, nehmen wir an der Cranberry Junction die Linkskurve durchs Nass Valley zum Nisga’a Memorial Lava Bed Provinz Park. Auf der kaum befahrenen Schotterstrasse sehen wir dafür 3 Bären,


doch nur einer lässt sich auch mit der Kamera einfangen  die beiden anderen, einer davon der helle, selten gesehene Kermodei oder Spirit Bear entwischen viel zu schnell im Unterholz.
 
Plötzlich ändert sich die Landschaft und vor uns liegen Lavafelder soweit das Auge reicht, entstanden durch einen Vulkanausbruch vor über 250 Jahren erstrecken sie sich über ein Gebiet von 22 km Länge, sind bis zu 3 km breit und 30 m tief, darunter begraben sind Siedlungen und über 2000 Menschen der Nisga’a.

Der Legende nach: begann Alles am Fluss, als ein Kind einen Lachs aus dem Wasser nahm und diesem den Rücken aufschlitzte. Dann steckte es ihm Stäbchen in den Rücken, zündete sie an und liess den Lachs schwimmen. Die Kinder fanden es lustig den Fisch mit Rauch im Rücken flussaufwärts schwimmen zu sehen. Das Kind schnitt noch einen anderen Fisch auf und steckte diesem einen flachen Stein in den Rücken und brachte auch diesen zum Schwimmen, doch der Lachs wurde vom Gewicht des Steins auf die Seite gedrückt. Die Kinder lachten, trotz den Warnungen der Ältesten. Der Boden grollte, das Land begann zu schütteln und rütteln. Die Harmonie der Natur war gestört. Für die Nisga’a ist Fisch lebenswichtig. Einen Fisch zu verspotten ist das erste und wichtigste Tabu und dagegen zu verstossen, bringt bestimmt Unglück. Weil die Kinder respektlos mit dem Fisch umgingen, führte dies zum unglücklichen Tod von vielen Nisga

Lange Zeit wären nur die schwarzen Felder zu sehen gewesen, doch seit einigen Jahren fasst die Natur wieder Fuss, Flechten und niedere Pflanzen bilden Grundlagen für Sträucher und Bäume.
 

 

 
Über tausende von Jahren lebten sogenannt First Nations (kanadische Ureinwohner) im und vom Land, mit dem Einbrechen von Pelzhändlern, Goldsuchern, Abenteurern und Siedlern wurden sie ihrer ursprünglichen Lebensweise beraubt und von Missionaren in Frage gestellt. Kinder wurden den Eltern weggenommen und im christlichen Sinn von Gut und Böse erzogen und belehrt, weil ihnen zudem verboten wurde ihre Stammes Sprachen zu sprechen, können sich junge Leute kaum mehr mit ihren Grosseltern unterhalten, dafür haben sie jetzt französich oder spanisch Kentnisse.
Viele First Nations leben in Städten und Dörfern ein eigenständiges Leben und fallen höchstens durch ihr Aussehen auf. Andere leben in zum Teil weit abgelegenen Reservaten, die für Weisse nicht unbedingt zugänglich sind. Es gibt aber auch etliche am Rand der Gesellschaft, sie leben von der Sozial Hilfe, vielfach prägen Alkoholismus, Missbrauch und Gewalt den Alltag. In ihrem Buch : Raising ourselfs gibt Velma Wallis eindrückliche Einblicke und beschreibt wie es wirklich war und ist, was ihr Buchpreise einbrachte, von den eigenen Leuten jedoch nicht unbedingt geschätzt wurde.

In jüngster Zeit werden jedoch vermehrt Anstrengungen unternommen vergangenes Unrecht an den First Nations  nicht nur „monetär“ wieder gut zu machen, sondern ihnen alte Rechte zurückzugeben, Traditionen wieder aufleben und pflegen zu lassen und nicht nur als folkloristische Kuriosität auftreten zu lassen. 
Der Nisga’a Park ist der erste von First Nations und Weissen gemeinsam verwalteten Provinz Park und am Dorfeingang von
Gitlaxt’aamiks oder New Aiyansh lädt eine Tafel zu einem Besuch ein.

Vor dem Gemeindehaus im Dorfzentrum zeigen die 4 Totem Pfähle auf eine für uns Europäer schwer fassbare Dimension, es sind keine Marterpfähle wie sie uns in der Literatur des wilden Westen beschrieben wurden.

Totempfähle sind monumentale Skulpturen die in einen großen Baumstamm, meistens der roten Zeder geschnitzt und anschließend bemalt werden. Die charakteristischen Figuren sind Symbole vergleichbar mit Familienwappen, es sind jedoch nicht, wie oft vermutet wurde, Bilder von heidnischen Göttern oder Dämonen, sondern die Symbole veranschaulichen historische Begebenheiten, Abstammung, Stellung, Privilegien etc. der jeweiligen Besitzer.
Es gibt auch Totempfähle, die Geschichten erzählen oder an besondere Menschen erinnern.


Ein Bär auf einem Totempfahl kann die Geschichte eines Bären erzählen, ein Familienwappen sein oder bestimmte Eigenschaften eines Bären symbolisieren. Totempfähle sind verschlüsselte Botschaften und auch oft mehrdeutig. Es gibt auch Pfähle, welche die Eigentümer verspotten, das geschah dann, wenn der Auftraggeber den Pfahl nicht bezahlte oder Regeln verletzte.
Totempfähle werden von unten nach oben gelesen dabei hat jedes geschnitzte Detail seine Bedeutung. Allerdings kann nur, wer vom Bildhauer oder vom Auftraggeber informiert wurde, was ein Totempfahl darstellen soll, diese Botschaft „lesen“. Wenn die Geschichte vergessen wurde, kann sie nicht mehr entziffert werden. Es können dann nur noch die Tierfiguren gedeutet werden, der Zusammenhang ist aber nicht mehr zu entziffern.
Totempfähle sind vor allem bei den Indianern der amerikanischen Nordwestküste verbreitet, sind als Kunstwerke wieder begehrt und gelten heute als Identitätssymbole der indigenen Völker Nordamerikas und sollen auch kommenden Generationen ihre Geschichte und ihr Erbe lebendig erhalten.  

 
 
 
 
Uns beeindrucken sie ebenfalls und spornen mich an etwas mehr darüber zu erfahren. Weiter unten im Dorf vor dem neuen Schulhaus finden wir den Nächsten:
ein Totempfahl steht vor uns, daneben eine Tafel mit der Beschreibung der einzelnen Symbole und obwohl wir die in Englisch geschriebenen Worte verstehen, rätseln wir über „die Geschichte“ die der Pfahl erzählt -


uns fehlen ausser den indianischen Worten auch  Dimensionen an überliefertem Wissen über Zusammenhänge um die Geschichte wirklich zu verstehen. Wenn ich darin schöpfungsgeschichtliche Anteile sehe möchte ich vermuten, dass diese älter sind als der Einfluss der christlichen Glaubensgemeinschaften, von denen eine der Kirchen unübersehbar auf der gegenüberliegen Strassenseite steht.

 
 
 
 
 
Wir finden noch weitere Totempfähle, z.B an der neuen Brücke zu Gitwinksihlkw dem Dorf der Eidechse und rund um The Hazeltons der „Totem Pole Hauptstadt“ stehen in Kispiox und Kitwanga um die 50 weitere Pfähle welche uns sinnieren lassen über die Geschichten die sie uns erzählen könnten 
 




Das Museum in Ksan gibt Einblicke in frühere Zeiten und Traditionen der „Gitaxan“ und der gerade stattfindende Kulturtag zeigt, dass gewisse Bräuche noch aufrechterhalten werden.
 
 
 
 
Auf dem Weg nach Prince George halten wir eher des Namens wegen in Burns Lake an, 
Burns ist der Nachname unserer Enkel und diese hätten sich in diesem Ort vor allem auf dem grosszügig eigerichteten Spielplatz  bestimmt wohlgefühlt,
 


die einzelnen Geräte hätten alle ausprobiert werden müssen und die Rutschbahn in den See wäre für längere Zeit nicht mehr einsam dagestanden.
 
 
 
 

Auf dem Wal Mart Parkplatz in Prince George treffen wir Brigitte und Lukas ein letztes Mal bevor sie nach Osten und Richtung Schweiz reisen, dies feiern wir echt schweizerisch mit Weisswein (kein CH) und jassen – nur schade, dass wir jetzt lange auf Revanche warten müssen.

 
Wir rollen entlang des Hwy 97 südwärts durch landwirtschaftliche Gegenden. An einem Rotlicht in Williams Lake fällt ein Blockhaus Baugelände auf, Fredi schaut es sich daraufhin lang und genau an – vielleicht nimmt er Mass für ein neues Projekt….
 


 
 
 
 
 
 
 


In Clinton müssen wir die Abkürzung über Kelly Lake statt Cache Creek erst suchen und nachfragen, doch es lohnt sich, wir übernachten auf dem Minizeltplatz am idillysch gelegenen See,
 
 
 
anderntags geht es erstaunlicher ziemlich alpin weiter in Kürze überwinden wir ca. 1000 Höhenmeter auf der steilen Schotterstrasse.
 


Bevors dann wieder ebenso steil nach Pemberton hinunter geht, geniessen wir die Bergbauernlandschaft, begrüssen die Simmentaler Kühe,
 

 

freuen uns über die Heurollen, Schmetterlinge und Heugümper.
 
 
 
 
 
Wir haben extra nichts gegessen und freuen in Lilooet freuen wir uns auf ein spätes Frühstück mit frischem knusprigen Brot vom deutschen Bäcker wie es im Reise Know How angepriesen wird – doch leider hat der Bäcker vor ein paar Monaten aufgegeben, nach 40 Jahren und kurz vor der Pensionierung waren ihm die vom Staat angeordneten Auflagen zu hoch - als Ersatz bleibt uns ein Burger bei  Mc Donald oder A&W - dieser war nicht mal so schlecht…


von Lilooet nach Pemberton gibt’s 2 Varianten: die 99 oder eine Nummernlose entlang Yalakom River, Carpenter Lake über Gold Bridge –





 

erraten wir wählen die Nummernlose und finden uns schon bald in einem wilden Tal und werden von kreuzenden Lastwagen immer wieder mit genügend Staub eingedeckt
 
 
 
und am Carpentersee droht zeitweise Steinschlag.


 

 
 
 
 
 
 
 

In Gold Bridge übersehen wir das Abzweigschild zur Schotterstrasse nach Pemberton, fahren geradeaus über die geteerte Strasse, müssen den Weg suchen und landen schliesslich im Slim Creek auf einem steil abfallenden kleinen Strässchen am Carpentersee, genau dort wo Fredi Stunden zuvor niemals rauffahren wollte!!


 
Die Schotterstrasse nach Pemberton erweist sich dann, trotz attraktiven Aussichten, als eine der übleren Sorte 
 



Szenenwechsel:



 

in Whistler ist sportliche betätigung Ehrensache !






 

In Squamish gibts auf dem Farmers Market nebst Konfitüren, Gemüse etc. auch Didgeridoo’s, die muss ich schon wegen Doris anschauen – es sind aber keine australischen, sondern werden von "Landing Hawk" aus Büffelhaut hergestellt und tönen ähnlich -  soweit ich das beurteilen kann!

 




Am Nachmittag im Eisenbahn Museum finden sich in den alten Bahnwagons einige interessante Plakate aus alten Zeiten.....


 



 









das Rechte Land, dem Rechten Mann...


Gegen Abend erreichen wir Vancouver und bleiben gleich auf dem Capliano Campground neben der Lions Gate Hängebrücke, obwohl etwas teuer und eng, bietet der Platz auch einige Vorteile: Duschen à Discretion, Schwimm- und Sprudelbad, Internet und die Möglichkeit ohne Auto in die Stadt zu    gelangen.


Mit dem Hop on Hop off Bus die Stadt zu erkunden erweist sich als praktisch: erst mal eine volle Runde fahren, sich die interessanten Orte notieren und diese dann gezielt anpeilen.



 




Am Abend traditionsgemäss im Drehrestaurant hoch über der Stadt geniessen wir ein feines Essen, das Panorama in der Dämmerung und beschliessen anderntags nochmals mit den Bikes in die Stadt zu fahren.









Auf der Brücke scheint sich Fredi nicht allzu wohl zu fühlen, also drehen wir noch einige Runden im Stanley Park,

 



stoppen bei der hohlen Zeder, den Totempfählen, im Rosengarten,

















 
 fahren entlang der Waterfront nach down Town
 


                      

und landen pünktlich zum Mittagessen in der Spaghetti Fabrik. Kaum sitzen wir, meldet ein SMS, dass 3 Std. zuvor Ruari (sprich Ruri) Felix Cameron geboren wurde, er ist das 4. Kind von Bea und Martin in Schottland und  unser 4. Enkel – wir freuen uns sehr und sind trotzdem etwas traurig, weil wir ihn z.Zt nur virtuell sehen können.
Mit dem Bike in einer Stadt unterwegs zu sein ist wirklich praktisch, die Füsse tun nicht weh, man ist viel schneller und kann überall anhalten!
Andernags ziehen wir weiter von der Horseshoe Bay mit der Fähre hinüber nach Nanaino auf Vancouver Island und auch wenn das Wetter alles andere als schön ist, fahren wir trotzdem nach Tofino um wenigstens den Pacific zu riechen und wenn‘s schon regnet,



ist ein Spaziergang im Mc Millan Cathedral Grove Regenwald genau das Richtige.
Die letzten 2 Tage in Canada verbringen wir auf Salt Spring Island bei Elisabeth.
Wir haben vor langer Zeit in Baden zusammen gearbeitet und uns seit gut 13 Jahren nicht mehr gesehen – es ist herrlich, Neuigkeiten auszutauschen, sich an alte Zeiten und Begebenheiten zu erinnern, zusammen durch  den farbenfrohen Markt zu streifen, Ihre Enkelinnen kennen zu lernen, Brombeeren fürs Frühstücks Müesli zu pflücken und durch den Wald und am Strand entlang zu laufen.


 
 
 
 
Noch einen Tag verbringen wir in Victoria
 
 bevor wir von Sidney aus mit der Fähre nach Anacortez übersetzten und damit Canada endgültig verlassen.

 Euch allen wünschen wir einen farbenrohen Herbst und grüssen bis zum nächsten Mal

Jeannette und Fredi